Wie die DDR Joseph Beuys widerwillig als Künstler der Stunde anerkannte

Wie die DDR Joseph Beuys widerwillig als Künstler der Stunde anerkannte
Die Kulturfunktionäre der DDR hatten Joseph Beuys einst als "unerwünschte Person" abgetan. Doch Ende der 1980er Jahre erkannten selbst diejenigen, die die künstlerischen Institutionen der DDR prägten, seine Bedeutung an. Im Januar 1988 eröffnete die erste und einzigartige Ausstellung seiner Werke im Land – ein stiller Wandel in der Haltung.
Jahre lang hatte die sozialistische Kulturpolitik der DDR Beuys ignoriert. Sein Name tauchte kaum in offiziellen Debatten auf, sein Einfluss wurde totgeschwiegen. Doch als sein internationaler Ruf wuchs, begannen Verhandlungen, um die Ausstellung 'Beuys vor Beuys' in die DDR zu holen.
Die Schau präsentierte 216 frühe Werke aus der Sammlung van der Grinten, alle zwischen 1946 und 1966 entstanden. Sie wurde zunächst im Berliner Marstall gezeigt, bevor sie an die Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst weiterzog. Die Ausstellung war von Mitte Januar bis Mitte Mai 1988 zu sehen.
Konrad Wolf, von 1965 bis 1982 Präsident der Akademie der Künste, hatte Beuys lange gemieden. Doch 1988 räumten selbst Persönlichkeiten wie Manfred Wekwerth ein, dass der Künstler nicht mehr übergangen werden konnte. Dennoch vermied die Ausstellung sorgfältig jede Erwähnung von Beuys als gesellschaftlich engagierten Demokraten.
Nach vier Monaten schloss die Ausstellung 'Beuys vor Beuys' im Mai 1988 ihre Pforten. Sie blieb die einzige offizielle Präsentation seiner Werke in der DDR. Das Ereignis markierte eine widerwillige, aber deutliche Anerkennung von Beuys’ Bedeutung – selbst in einem System, das ihn einst abgelehnt hatte.

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