Kritik am Neoliberalismus entwickelt sich: Jenseits spezifischer Kapitalismusvarianten

Kritik am Neoliberalismus entwickelt sich: Jenseits spezifischer Kapitalismusvarianten
Die Kritik am Neoliberalismus hat sich seit seinem Aufstieg in den 1970er-Jahren deutlich weiterentwickelt – mit systemischen wie auch konsumorientierten Einwänden. Doch der Begriff "Neoliberalismus" selbst könnte eine umfassende Kapitalismuskritik einschränken, wie das Buch *"Krise der Kritik?" argumentiert. Der globale Sieg des Neoliberalismus lässt sich sowohl auf kapitalistische Zwänge als auch auf intellektuelle Entwicklungen zurückführen. Kritiker wie der marxistische Kulturtheoretiker Stuart Hall oder linke Gruppen lehnten zunächst neoliberale Maßnahmen wie Privatisierung und Sparpolitik ab. Mittlerweile hat sich ihre Kritik jedoch verschoben: Im Fokus stehen nun das Scheitern des Neoliberalismus bei der Schaffung von Wachstum, soziale Ungleichheiten sowie die Schwächung von Arbeitnehmerrechten und demokratischer Teilhabe. Der Wandel von der systemischen zur konsumkritischen Haltung ist komplex und nicht allein dem Neoliberalismus zuzuschreiben. Konsumkritik war bereits in antikapitalistischen Bewegungen der Nachkriegszeit präsent. Der Begriff "Neoliberalismus" birgt die Gefahr, die Kritik auf bestimmte Spielarten des Kapitalismus zu verengen. Auch sozialdemokratische und linksliberale Akteure haben in Krisenzeiten neoliberale Strukturreformen umgesetzt. Die Gründung der Partei des Demokratischen Sozialismus* (PDS) in den 1990er-Jahren markierte keinen Wiederaufstieg einer fundamentalen kapitalismuskritischen Opposition. Das Verständnis der Entwicklung neoliberalismuskritischer Positionen ist entscheidend, um die gesellschaftlichen Umbrüche seit den 1970er-Jahren zu begreifen. Zwar hat sich die Kritik gewandelt und erweitert, doch der Begriff "Neoliberalismus" könnte eine breitere Kapitalismuskritik begrenzen. Eine vertiefte Analyse ist nötig, um eine wirksame Gegenoffensive gegen die neoliberale Transformation zu entwickeln.

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