Glasfaser statt Kupfer: Warum Deutschlands Netz-Umbau für Streit sorgt

Glasfaser statt Kupfer: Warum Deutschlands Netz-Umbau für Streit sorgt
Deutschland plant eines seiner größtesten Infrastrukturprojekte seit Jahrzehnten: den Austausch veralteter Kupferkabelnetze durch flächendeckende Glasfaseranschlüssse. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat nun zentrale Schritte skizziert, um diese Umstellung zu beschleunigen. Doch der Vorstoß hat eine Debatte zwischen Telekommunikationsunternehmen, Branchenverbänden und Regulierungsbehörden über Kosten, Zeitpläne und mögliche Risiken ausgelöst.
Das BMDV legte kürzlich einen Vorschlag vor, nach dem die Kupfernetze schrittweise zugunsten schnellerer und zuverlässigerer Glasfaserleitungen abgebaut werden sollen. Dieser Wandel gilt als entscheidend für Deutschlands digitale Zukunft. Die Deutsche Telekom widerspricht jedoch und argumentiert, ihr bestehendes VDSL-Netz biete bereits Geschwindigkeiten von bis zu 250 Mbit/s und funktioniere wie ein Glasfasernetz. Das Unternehmen beharrt darauf, ein erzwungener Abschalttermin sei wirtschaftlich unklug und könnte sogar gegen deutsches und EU-Recht verstoßen.
Die Positionen der Branchenverbände fallen unterschiedlich aus. Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW begrüsst zwar den Glasfaserausbau, fordert aber Preiskontrollen sowie eine 24-monatige Übergangsphase vor der Stilllegung der Kupferleitungen. Wettbewerber wie der Verband Breko und der VKU begrüssen hingegen den BMDV-Plan und kritisieren frühere regulatorische Verzögerungen. Zudem verlangen sie Sonderköndigungsrechte, um Resellern den Wechsel von Kunden zu Glasfaseranbietern zu erleichtern.
Breko geht noch einen Schritt weiter und fordert ein "universelles Initiativrecht" - damit Glasfaseranbieter die Abschaltung von Kupferleitungen einleiten können, sobald eine bestimmte Abdeckungsquote erreicht ist, selbst wenn die Deutsche Telekom widerspricht. Der Verband argumentiert, dies verhindere, dass der Telekommunikationsriese den Fortschritt blockiert. Die Vereinigung der Deutschen Industrie- und Handelskammern (DIHK) warnt hingegen vor überstützter Eile und befürchtet wirtschaftliche Nachteile, falls Glasfaseralternativen noch nicht vollumfänglich verfügbar sind.
Die Telekom wirft zudem Kabelnetzbetreibern wie Vodafone vor, auf veraltete, energieintensive Netze zu setzen. Das Unternehmen behauptet, eine zu frühhe Abschaltung von VDSL könnte Kunden auf diese weniger effizienten Systeme zwingen und so die Vorteile des Glasfaserausbaus zunichtemachen.
Ziel des BMDV-Vorschlags ist die Modernisierung der digitalen Infrastruktur Deutschlands. Doch über das Tempo der Umstellung herrscht Uneinigkeit: Während die einen schnelle Schritte fordern, betonen andere die Notwendigkeit von Stabilität und fairen Wettbewerbsbedingungen. Wie die Auseinandersetzung ausgeht, wird mäßgeblich beeinflussen, wie zügig das Land die Internetinfrastruktur der nächsten Generation einführen kann.

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